Die Bakterien der Gattung Legionella gehören zur „monotypischen“ Familie der Legionellaceae. Bis heute sind rund 48 Arten mit mehr als 70 immunologisch differenten Serogruppen bekannt. Die epidemiologisch bedeutsamste Art ist Legionella pneumophila, wobei Serogruppe 1 die größte Relevanz besitzt.

Legionellen sind Erreger einer Infektionskrankheit.
Bei ihnen handelt es sich um ubiquitär vorkommende Wasserkeime (primär in Süßwasserhabitaten), die sich in Amöben und anderen Einzellern intrazellulär vermehren können. Die Infektionsquellen für eine Legionellenerkrankung sind im technisch orientierten Umfeld des Menschen, insbesondere in Hausinstallationssystemen großer Gebäude mit zentraler Warmwasseraufbereitung, wie z.B. in Hotels, Krankenhäusern, u. a. Einrichtungen zu finden.

Bei Einhaltung der geltenden technischen Regeln für Trinkwassererwärmungsanlagen (z. B. DVGW- Arbeitsblatt W 551, DVGW Information Wasser Nr. 90) wird das Legionella- Infektionsrisiko aber weitestgehend minimiert.

Nach Schätzungen des Kompetenznetzwerkes für ambulant erworbene Pneumonien (CAPNETZ) geht man in Deutschland von etwa 15.000 bis 30.000 Fällen von Legionärskrankheit pro Jahr aus. (Bundesgesundheitsbl. 2011; 54 (6): 688 – 692). Nur etwa 1380 Legionellosen pro Jahr werden hingegen nach dem Infektionsschutzgesetz erfasst (Quelle: RKI, Epidemiologisches Bulletin 1/2019). In Bezug auf die Anzahl der Legionellosen in Deutschland liegt somit eine erhebliche Unterschätzung (Untererfassung) vor. Die Zahl der Fälle von Pontiac- Fieber muss deutlich höher angesehen werden.

Die Pathogenität hängt neben der Virulenz des Erregers und dem Immunstatus des Wirtes auch von der Erregerdichte im Wasser ab. Neben der erforderlichen raschen Aufklärung der Infektionsquelle bei einer labordiagnostisch bestätigten Legionellose, sind demnach aus Gründen der Prävention auch routinemäßige Wasseruntersuchungen gerechtfertigt und in der Trinkwasser-Verordnung festgeschrieben.
Im Hinblick einer Risikoabwägung sind neben großen Gebäudekomplexen mit zentralen Erwärmungssystemen wie Hotels, Schulen, Sportstätten u. a. insbesondere Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zu überwachen.

Umfang und Häufigkeit der durchzuführenden Untersuchungen hinsichtlich eines Vorkommens von Legionella- Bakterien regelt die Trinkwasser-Verordnung.
In der Trinkwasser-Verordnung ist ein technischer Maßnahmenwert hinterlegt.

Spezielle Anforderungen an Trinkwasser in Anlagen der Trinkwasser-Installation
(Anlage 3 zu § 8, Teil II)

Parameter                               Technischer Maßnahmenwert

Legionella spec.                       100 KBE/ 100ml

Werden im Rahmen der Trinkwasseruntersuchung Legionella-Bakterien ermittelt, die über dem technischen Maßnahmenwert von 100 KBE/ 100ml liegen, besteht seitens der Untersuchungsstelle eine Anzeigepflicht an die zuständige Gesundheitsbehörde (TrinkwV § 53).

Weiterhin liegen aktuelle Empfehlungen des Umweltbundesamtes vor, die Angaben über tolerable und nicht tolerable Legionellenbefunde in Wassersystemen enthalten:

Quelle: Empfehlung des Umweltbundesamtes nach Anhörung der Trinkwasserkommission des Bundesministeriums für Gesundheit "Periodische Untersuchungen auf Legionellen in zentralen Erwärmungsanlagen der Hausinstallation, aus denen Wasser für die Öffentlichkeit bereitgestellt wird" (Bundesgesundheitsbl. 2006; 49: 697-700).

Die Probenentnahme zur Untersuchung des Wassers hat nach § 42 der 2. Verordnung zur Novellierung der TrinkwV sowie gemäß DIN EN ISO 19458, Zweck b) zu erfolgen.

Bei Überschreitung des technischen Maßnahmenwertes  der Trinkwasserverordnung (> 100 KBE Legionella/ 100 ml), ist nach § 51 der TrinkwV, der Betreiber verpflichtet, unverzüglich

• Untersuchungen zur Aufklärung der Ursachen durchführen zu lassen
• eine Gefährdungsanalyse/ Risikoabschätzung zu erstellen oder erstellen zu lassen

Eine systematische Ermittlung von Gefährdungen und Ereignissen in den Prozessen der Wasserversorgung führen wir oder einer unserer kompetenten Partner gerne für Sie durch.

Wesentliche Bestandteile und Voraussetzungen der Gefährdungsanalyse/ Risikoabschätzung sind:

• die hygienisch- technische  Ortsbesichtigung als Bestandteil der Ursachenaufklärung
• die Feststellung planerischer, bau- oder betriebstechnischer Mängel
• die zeitliche Priorisierung unter Berücksichtigung der Gefährdung der Gesundheit von Personen
• die Festlegung von umzusetzenden Maßnahmen (Sofortmaßnahmen sowie mittelfristig und/ oder langfristig umzusetzende Maßnahmen)

Auf Basis der Ergebnisse der Gefährdungsanalyse können Sanierungskonzepte erarbeitet werden, die vom Unternehmer oder sonstigen Betreiber der Trinkwasserinstallationsanlage nach § 51 der Trinkwasserverordnung umzusetzen sind.